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2007 Ötztaler Radmarathon

„Ich habe einen Traum“, unter diesem Motto steht der schwierigste Radmarathon Europas. 238 Kilometer und 5.500 Höhenmeter, 4 Alpenpässe und das alles an einem Tag. Alexander Fritz aus Bühlertal hatte diesen Traum und bei jedem Trainingskilometer auf dem Rennrad rund um Bühlertal war er präsent. Am 26. August 2007 stand er zusammen mit Tobias Hauser in Sölden am Start und der Traum konnte beginnen.

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Hier die „Traum“-Geschichte: Alex Fritz wollte seinen Traum erleben und nach der Anmeldung klappte es tatsächlich, er ergatterte zwei der begehrten Startplätze beim Ötztaler. Ab diesem Zeitpunkt im Frühjahr 2007 hieß es konsequent zu trainieren. Jeder Höhenmeter zählte und unter dem Motto: „Ein Tag ohne Hornisgrinde ist ein verlorener Tag“, wurde im Team trainiert. Gefahren wurde während der ganzen Vorbereitung ausschließlich im Nordschwarzwald. Natürlich hätte der ein oder andere Alpenpass sehr gut ins Trainingsprogramm gepasst aber das hat sich leider nicht ergeben. Ein Teil der Trainingsgruppe hatte als Jahresziel den Giro-Dolomiti (wir haben berichtet) oder eine Alpenüberquerung aber Alex Fritz und Tobias Hauser hatten einen anderen Traum, den Ötztaler.

Am Samstag, den 25. August ging es nach Sölden wo die Radsportler aus Bühlertal in der Pension Heiners empfangen wurden. Wie sich gleich zeigte, ein Glücksgriff. Erklärte sich die sportbegeisterte Pensionswirtin doch sofort bereit, am Sonntag vor dem Start ein reichhaltiges Frühstück zu präsentieren. Um 4.30 Uhr wurden die Kohlehydratspeicher mit einer Riesenportion Spagetti gefüllt bevor die Radler um 05.15 Uhr zur Startaufstellung rollten. Hier wurden alle Erwartungen übertroffen. Bei herrlichem Bergwetter standen insgesamt 4593 Rennradfahrer, darunter 201 Frauen, am Start. Die Stimmung war riesig und nachdem die Startflagge mit einem Paraglider einschwebte ging es in die Strecke.

„Hier beginnt dein Traum“ stand auf einem Plakat und er begann mit der Fahrt zum 30 Kilometer entfernten Kühtai. Mit einer Höhe von 2020 Metern und Steigungen bis zu 18,2% die erste harte Prüfung. In den Steigungen dachten die Bühlertäler Starter an ein weiteres Motto des Ötztaler: „Der Ötztaler ist erste Wahl zur Qual“

Nach erreichen des Kühtai führte die genial organisierte Rundfahrt nach Innsbruck. Von dort wurde der Brenner-Pass gefahren. Auf der komplett gesperrten Strecke wurden die Teilnehmer von unzähligen Fans gefeiert und immer wieder zu Höchstleistungen angefeuert. Medizinische Betreuung, Mechaniker-Fahrzeuge und das vom erfahrenen Radsportfreund Jürgen Seiser gelenkte Begleitfahrzeug gaben die nötige Sicherheit. Immer wieder tauchten neue Motto-Plakate auf z.B. „ …. Das hast du nun von deinem Traum“ oder „ … träumst du noch?“

Vom Brenner ging es nach einer reichhaltigen Verpflegung über Sterzing zum Jaufenpass. Bei einer durchschnittlichen Steigung von 7% und einer Maximalsteigung von 12% mussten wieder 1115 Höhenmeter bezwungen werden bevor die Rennradfahrer auf der Passhöhe mit überlauter Rockmusik empfangen wurden.

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Jetzt hieß es auf der langen Abfahrt nach St. Leonhard neue Kräfte zu sammeln und die sauer werdenden Muskeln zu entspannen um die abschließende Steigung zu schaffen. Die letzte Steigung, das hört sich einfach an aber nach 158 Kilometern und inzwischen über 4000 Höhenmetern in den Beinen, da wird es auch einem gut trainierten Radler etwas mulmig wenn ein Berg wie das Timmelsjoch in der Strecke auftaucht. 14% maximale Steigung und 15 steile Kehren, die erst in einer Höhe von 1600 Metern beginnen, zollen ihren Tribut. Alex Fritz berichtet von vielen Teilnehmern die an Krämpfen litten und ihre Rennräder mit letzter Kraft zur Passhöhe des Timmelsjoch schoben. Die Beine fühlten sich an wie aus Glas und das Laktat drohte die Muskeln lahm zu legen.

Aber die Starter des RSV-Falkenfels hatten ihr Rennen gut eingeteilt und das Training in der Region um Bühlertal hat sich als ausreichend gezeigt. Das Timmelsjoch wurde auf dem Rad bezwungen und nun ging es endlich wieder in Richtung Sölden. Nach genau 10 Stunden und einer reinen Fahrzeit von 9 Stunden und 33 Minuten wurden Tobias Hauser und Alex Fritz bei der Zieleinfahrt über Lautsprecher persönlich begrüßt.

Der Traum war gelebt, 5.500 Höhenmeter in den schmerzenden Beinen und die Eindrücke eines Traums im Kopf, es war laut Alex und Tobias ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Die Trikots des RSV-Bühlertal wurden getauscht gegen die Finisher-Trikots des Ötztalter-Radmarathons. Übrigens belegten die beiden Bühlertäler Starter mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,79 Km/h gemeinsam den 1595 Gesamtrang. Bei über 4500 Startern aus 25 Nationen ein doch sehr gutes Ergebnis. Nur wer einmal versucht hat, die 238km lange Strecke gespickt mit 5.500 Höhenmetern an einem Tag zu fahren, weiß welche Leistung und welcher Trainingsfleiß notwendig sind um das Ziel überhaupt zu erreichen.

Öetztaler Radmarathon

Für die Statistiker: Pro Teilnehmer standen während der Rundfahrt 12,5 Liter Getränke zur Verfügung. Die Radler vertilgten 11.000 Bananen. 18 Steigen Äpfel, 12.500 Brote, 8000 Stück Kuchen und insgesamt 12.000 Riegel. Durchschnittlich wurden pro Teilnehmer 9000 Kalorien verbraucht. Der Veranstalter hatte 680 Mitarbeiter eingesetzt um den Traum von Ötztaler zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. Nach Alex Fritz und Tobias Hauser hat jeder von ihnen ein ganz großes Lob verdient.

Im Frühjahr 2008 geht es wieder los, nach dem (nicht ganz ernst gemeinten) Motto: „Ein Tag ohne Hornisgrinde ist ein verlorener Tag“ und wir werden sehen zu welchem Traum uns unsere Rennräder führen werden. Vielleicht eine Teilnahme am Ötztaler in einer größeren Gruppe ?!

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